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Erkenntnis: Wahrnehmung eines zuvor unbekannten Zusammenhangs. – Während die Kenntnis als Objekt einen Gegenstand hat (einen Ort, ein Lebewesen, eine Substanz beispielsweise), kann die ~ nur einen Zusammenhang als Objekt haben; sie setzt also die Kenntnis mindestens zweier Gegenstände voraus, deren Beziehung zueinander ihr einziger Inhalt ist. Dennoch ist die Kenntnis auch nur eines einzigen Gegenstandes ausreichend als Grundlage der einfachsten Form der ~: wenn nämlich der Vergleich einer aktuellen Wahrnehmung mit einer früheren Wahrnehmung, d.h. deren neuronal gespeichertem Bild im weitesten Sinne, deren Identität ergibt. Wir sagen dann, daß man einen Gegenstand (eine Person, eine Melodie, eine Tierart usw.) erkannt habe; die einfachste Form der ~ ist also das Wiedererkennen. Grundlage jeder ~ ist somit der Vergleich (im einfachsten Fall also: zwischen Erinnerungsbild und Wahrnehmung).
    Dieses gilt auch für die ~ der komplexesten Zusammenhänge: sie müssen grundsätzlich zweimal (oder beliebig viel öfter) wahrgenommen worden sein, um die Identität der Struktur ihres inneren Zusammenhangs (bzw. desjenigen ihrer Bestandteile) feststellen zu können. Die ~ besteht dann darin, diese Struktur als (im weitesten Sinne mechanische) Ursache einer erklärungsbedürftigen Eigenschaft dieser Gegenstände wahrgenommen zu haben; man hat also erkannt, warum gewisse feststehende Mengen Wasserstoff und Sauerstoff unter bestimmten gleichen Bedingungen eine feststehende Menge Wasser ergeben, gewisse Hirnverletzungen bestimmte Lähmungen zur Folge haben, die Sterne nicht auf die Erde fallen usw.
    Abgeleitet davon läßt sich auch die beobachtete Struktur selbst abstrahieren (und dann vorstellen); ein Sonderfall davon sind beispielsweise die Zahlen (Zahl), genauso wie die – geometrisch definierten – Formen, durch Wellenlängen definierten Farben usw. der heterogensten Gegenstände, von denen sie sich somit abstrahieren (d.h. nach willkürlicher imaginärer Negation der Gegenstände wahrnehmen) lassen. Da jede Abstraktion mindestens zwei Wahrnehmungen voraussetzt, jede ~ mindestens einen Vergleich, ist, anders als dies Kant naiverweise phantasiert und z.B. mathematische (also abstrakte und imaginäre) Zusammenhangsbeschreibungen als Beispiele dafür gelten lassen will, »apriorische Erkenntnis«, d.h. eine ohne Wahrnehmung und/oder Vergleich, nicht möglich (Natürlich können die der Abstraktion vorangehenden nötigen Wahrnehmungen vergessen worden sein.)
    Historisch entsteht nennenswerte ~ durch die (oft mühselige und kostspielige) Organisation des Vergleichs möglichst vieler Gegenstände, um ihre innere Mechanik herauszufinden (Wissenschaft). Nach vielversprechenden Ansätzen in der griechischen (demokratischen und hellenistischen) Antike, in welcher aber durch die fehlende praktische Anwendung der erreichten ~se eine Stockung eintrat, gingen mit dem Zusammenbruch des römischen Imperiums viele ~se wieder verloren (z.B. die des Verhältnisses Erde/Sonne). Ab dem 15. Jahrhundert wurden sie vorzugsweise in Westeuropa wiedergewonnen und durch Wechselwirkung mit ihrer praktischen Anwendung (»technischer Fortschritt«) explosionsartig aufgestockt; der Prozeß ist noch nicht abgeschlossen, obwohl die Mehrzahl aller bestehenden grundlegenden Zusammenhänge inzwischen erkannt worden sein dürfte. Gegensatz der ~ ist nicht nur deren Fehlen, sondern auch der Irrtum. Nicht mit ~ zu vermengen ist das Wissen; dieses ist ein Zustand (der für die ~ in wenigstens drei Ausfertigungen vorliegen muß, nämlich als Ergebnis der Kenntnis minimal zweier Gegenstände sowie mindestens eines Verhältnisses zwischen denselben), die ~ dagegen ein Vorgang.
    Ideologische und darunter vor allem offen oder verdeckt religiöse Kräfte versuchen, den Prozeß der ~ abzuwerten, zu verdunkeln, mit nicht zur Sache gehörigen, destruktiven Bedingungen zu belasten, zu leugnen oder in seinem erreichten Umfang herabzusetzen, da er der Verbreitung und Festigung der Lüge schadet. Einer ihrer bekanntesten Exponenten war in der Spätantike der hl. Augustinus, im 20. Jahrhundert Sir Karl Popper.

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In der Kriminalistik, Spionage und verwandten Bereichen wird der Begriff »~« auch synonym für »erlangte Information über ein potentielles Verfolgungsobjekt« (bzw. einen Gegner u.ä.) verwendet, im Englischen, abweichend vom deutschen Sprachgebrauch als »intelligence« (CIA = Central Intelligence Agency). Der Grund dafür ist, daß das lateinische Wort ursprünglich, genau wie dt. ~, ebenfalls einen Vorgang (den der »Einsicht« in einen zuvor verborgenen Bereich) bezeichnete; die Bedeutung hat sich in diesem Sprachgebrauch sowohl im Deutschen wie beim englischen Äquivalent auf das Ergebnis verschoben und zugleich verengt.


 
 
 

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