Fraktur (von lat. frangere »brechen«): 1) Druckschrift, welche Rundungen vermeidet (»bricht«).

     Die ~ ist die erste europäische Druckschrift überhaupt; sie entstand in Nachahmung der gotischen Minuskel, also einer Schreibschrift, die, wie alle ihre hoch- und frühmittelalterlichen Vorläufer, Rundungen vermied (»brach«), um Kleckse zu verhindern. Gutenberg, der deutsche Erfinder des Verfahrens, ließ seine Lettern, obwohl für diese keine entsprechende Notwendigkeit mehr bestand, dennoch in Nachahmung der gewohnten Schreiberschrift in ~ gießen, um den Absatz seiner neuen Produkte, der gedruckten Bücher, nicht durch eine Umstellung der Lesegewohnheiten zu erschweren.

     Italienische Drucker, die seine Erfindung bald übernahmen und hauptsächlich zur Wiedergabe der meist jetzt erst ans Licht gelangten Werke lateinischer Autoren der Antike benutzten, gebrauchten dagegen eine Nachahmung der vormittelalterlichen, also antiken Schrift, wie sie sie von den zahlreichen überlebenden antiken Stein- oder Metallinschriften ihres Landes kannten; diese Schrift wurde dementsprechend Antiqua genannt. Die deutschen (und polnischen) Drucker der Zeit benutzten aus ökonomischen Gründen ihre vorhandenen teuren ~lettern dennoch weiter, ergänzten ihre Setzkästen aber bald um Sätze mit Antiqua-Lettern. Diese benutzten sie dann, um lateinische Zitate in den (gewöhnlich deutschen) Grundtext einzufügen, manchmal auch andere fremdsprachige Zitate, besonders aus romanischen Sprachen (später wurden diese dann allerdings gewöhnlich in Kursive wiedergegeben). Dadurch bürgerte sich für die ~ allmählich der Name »deutsche Schrift« ein, obwohl zumindest ihre handschriftlichen Vorläufer gleichmäßig den gesamten westeuropäischen bzw. katholischen Raum beherrscht hatten (während der osteuropäische, soweit er nicht katholisiert worden war, entweder die griechische Schrift beibehalten hatte oder die von dieser etwa zur Zeit der Völkerwanderung abgeleitete kyrillische benutzte).

     Dementsprechend unsinnig ist der propagandistische Versuch, eine assoziative Verbindung zwischen NSDAP-Herrschaft und ~schrift herzustellen; obwohl deren nachgeordnete Repräsentanten sie anfänglich begünstigten, scheiterten sie bald an Hitlers entsprechendem Veto, und sobald im Nationalsozialismus dessen imperialistische Züge hervorgetreten waren, bekämpfte dessen Regierung die ~schrift.

 

2) Bruch eines wenig oder gar nicht elastischen Körperteils, insbesondere eines Knochens bei Wirbeltieren.

     Da Knochen~en grundsätzlich heilen können (wenn auch oft schief oder anderweitig ungünstig), wird das Wort fast nur bezüglich dieses Tierstamms angewandt (und hier nahezu ausschließlich auf Tetrapoden); es würde aber auch zu Brüchen z.B. chitinöser Teile passen. Diese heilen zwar niemals aus, können aber bei einigen Taxa (z.B. Hummern) bei Häutung rückgängig gemacht, d.h. die beschädigten durch neue Chitinteile ersetzt werden.


 
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