coaching: (engl. »jmd. kutschieren, in einem geschlossenen Wagen fahren«): vieldeutiger Ausdruck für die individuelle subjektive Bearbeitung eines Menschen mit dem vorgeblichen oder wirklichen Ziel, ihm dadurch in einer unterschiedlich deutlich festgelegten Richtung behilflich zu sein.
     Das Wort ~ kann demnach sowohl für die Betreuung eines Lehrlings durch erfahrene Berufstätige seines Arbeitsbereiches gebraucht werden wie auch für jede Art von »Gehirnwäsche«, vorausgesetzt, die Tatsache oder wenigstens die Fiktion der Freiwilligkeit ihres Objekts bleibt erhalten. Gewöhnlich wird das Vorliegen einer Schwächesituation des ~-Objekts angenommen, in welcher es subjektive Unterstützung erfahren, aber auch einen festgelegten Weg ihrer Verarbeitung beschreiten soll. Bei der Ermunterung eines Lehrlings, der sachliche Aufgaben meistern soll und dabei evtl. verzagt oder umständliche, überflüssig kräftezehrende Wege zu deren Bewältigung einschlägt, bleibt das Verfahren, wenn keine Nebenziele eingeschleust werden, durchsichtig und harmlos; bei weniger überschaubaren, vor allem: objektiv fortbestehenden und nicht oder kaum beseitigbaren Schwächesituationen gilt gewöhnlich das Gegenteil, zumal die Beeinflussungsziele von der starken Seite sowohl willkürlich wie heimtückisch festgelegt werden können (z.B.: der Strafgefangene soll mit seiner Behandlung zufrieden sein; der Kranke soll die Schwere seines Leidens, das Opfer von Unrecht die Schwere oder sogar Existenz dieses Unrechts leugnen, wobei ihm bei der heimlichen Durchsetzung dieses Ziels andere, ihm weniger schädliche Ziele vorgetäuscht werden können. In diesem Falle unterscheidet sich ~ wenig von der Suggestion, besonders jener sowohl strukturellen wie zielgebundenen Form, welche jahrtausendelang die analogen Aktivitäten der Kirchen auszeichnete, v.a. der katholischen Exerzitien).
     Insbesondere große Konzerne, welche bewährte Angestellte entlassen, um sie durch billigere aus oder in Ländern ohne jemals erfolgreiche Arbeiterbewegung zu ersetzen, drohen diesen ihren – normalerweise über das erlittene Unrecht empörten – Opfern die Verweigerung jeder Abfindung an, wenn sie sich nicht bereiterklären, sich einem ~ zu unterwerfen, in welchem Fall die Abfindung wiederum verlockend hoch angesetzt wird. Dieser Erpressung können Personen, die vor dem Nichts stehen oder gar Anleihen aufgenommen, doch noch nicht abbezahlt haben, selten widerstehen, so nützlich dies für ihren Fortbestand als Persönlichkeit wäre; denn, wie aus dem heftigen Interesse besagter Firmen an ihrer Unterwerfung unter die gestellten Bedingungen klar ersichtlich, soll ihnen jede realistische Erinnerung an das erlittene Unrecht sowie dessen angemessene moralische Bewertung ausgeredet werden, desgleichen ihre Gewöhnung an einen erträglichen Lebensstandard, der als Kompensation ihrer abhängigen Stellung und existenziellen Unsicherheit empfunden werden könnte. Das verbirgt sich hinter dem ~-Versprechen, bei der jetzt einsetzenden Stellensuche nützlich zu sein; die realitätsgemäße Erinnerung des schockierenden Vorgangs bzw. Leidens soll durch eine entweder partielle (Annahme einer unqualifizierten, erbärmlichen Stelle) oder totale Resignation ersetzt werden (Verleugnung der Nachteile permanenten Elends bzw. eines sozialen Helotenstatus). Der Anstieg von ~-Aktivitäten erklärt sich also vordergründig durch die fortschreitende Entlassung und Pauperisierung qualifizierter Angestellter und Opfer sonstiger Zwangsmaßnahmen, letztlich aber durch die Vernichtung des »Ostblocks«, dessen Existenz dem konzentrierten Kapital gewisse Zügel anlegte.


 
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