Freude: Angenehme Empfindung, die durch die Wahrnehmung eines äußeren Ereignisses ausgelöst wird.
     Während die Lust als angenehme, bisweilen äußerst intensive Empfindung stets an die spezifische Reizung m.o.w. deutlich lokalisierbarer Körperstellen gebunden ist (der Geschmacksknospen u.a. im Mund gelegener Organe beim Verzehr ganz bestimmter Nahrung, bestimmter Muskelpartien im Zusammenhang mit dem Gleichgewichtssinn bei in gewissen Sportarten oder Kinderspielen genützten Bewegungen, der Genitalien und anderer erogener Zonen bei der Sexuallust usw.), ist eine solche Verknüpfung bei der ~ nicht vorhanden; dagegen ist sie immer an eine Wahrnehmung aus der Außenwelt gebunden (wobei auch der eigene – z.B. genesende – Körper als deren Teil betrachtet werden kann; als Grenzfall sind gelungene eigene Problemlösungen anzusehen). Der Grund dafür ist in der unterschiedlichen evolutionären Entstehung beider angenehmer Empfindungen zu suchen.
     Während die Lust eine Handlung belohnt, welche die Fortpflanzungswahrscheinlichkeit des (nicht reflektierenden) Individuums erhöht, belohnt die Freude eine entsprechende Wahrnehmung, die freilich ihrerseits Folge einer Handlung sein kann, insbesondere eines Sieges oder Erfolgs im Rangkampf. (In diesem letzten, besonders direkten Fall wirkt sie meist am intensivsten und hat entsprechend chemisch die massivsten Wirkungen, welche nicht nur durch Blutuntersuchungen recht einfach nachweisbar sind, sondern auch erhebliche körperliche Folgen haben können, z.B. die Backenwülste des führenden Orang-Utans; auch gesundheitlich haben sie günstige Wirkungen.) Im anderen Fall stellt sie die – für die Festigung der Kontingenz als Verstärker benötigte – Belohnung (i.S. d. Lerntheorie) für die entsprechende Wahrnehmung, insbesondere verstreuter Nahrungsmittel (das »Finden«). So erhöht sich die Wahrscheinlichkeit, daß das Tier, das etwas ihm Nützliches (subjektiv: Angenehmes) gefunden hat, durch die gleichen wie die Fundumstände (Ort, Sonneneinstrahlung, Geruch usw.) wieder zum Suchen aktiviert wird und daher mit höherer Wahrscheinlichkeit als ohne die neuronale Möglichkeit der ~ die gleichen ihm normalerweise förderlichen Gegenstände findet und/oder entsprechenden Handlungen durchführt, unbelohnte eher unterläßt. Die ~ wirkt also als wertvoller Verstärker einer Kontingenz, nicht nur die Lust; sie dürfte jedoch aus ihr entstanden sein, wohl auf dem Umweg über Vorstellungsbilder. Weitere Klärung ist von der Hirnforschung zu erwarten, insbesondere, wenn diese den evolutionären Ablauf berücksichtigt und entsprechende vergleichende Tieruntersuchungen anstellt.


 
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