Gender: [ˈdʒɛndə(ɹ)] (engl. Wort von lat. genus »Gattung, Sorte«): Gesamtheit sozialer Erwartungen, welche erziehungs- und nicht naturbedingt an die Inhaber eines biologischen Geschlechts herangetragen werden.
     Das Wort wird in der obigen Bedeutung bisher ausnahmslos nur angeblich gebraucht; tatsächlich werden stets – und sehr viel massiver, als bei den herkömmlichen Sexualideologien, z.B. denen der Religionen oder der Nazis, doch immer tendenzgleich – gesellschaftlich bedingte oder geforderte (Rolle 3) Geschlechtseigenschaften als natürlich hingestellt, sobald das Wort ~ gefallen ist; zuvor werden sogar natürliche Geschlechtseigenschaften pauschal als existent geleugnet, sowohl mutmaßliche wie unbestreitbare, um durch die Leugnung der Differenz zwischen angeborenen und anerzogenen Geschlechtseigenschaften letztere mit ersteren auf die gleiche Ebene bringen und dort aufwerten zu können. Dieses Ziel erklärt den andernfalls unerklärlich polar – wie der Standort des in Wahrheit verdoppelten Igels in Grimms Märchen – wechselnden Gebrauch des Wortes bei seinen Verwendern oft im gleichen Atemzug und stets im gleichen Gedankengang (z.B. Vortrag, Buch, Aufsatz). Die einzigen biologisch sicher fundierten Verhaltenserwartungen, die in unterschiedlicher Weise am Geschlecht hängen, resultieren aus der permanenten Suche nach geeigneten bzw. optimalen Paarungspartnern. Diese ist genetisch unausweichlich als dauerhafte Tendenz programmiert, da jedes andere Verhaltensprogramm seine eigene genetische Grundlage fortselektieren würde. Da seine Auswirkungen sozial oft störend wirken (v.a. bei Arbeitsbeziehungen), läßt es sich, wo es stört, bewußt unterdrücken; in diesem Fall verliert das Geschlecht der Agierenden bzw. Interagierenden jede Bedeutung, was den Alltagsverkehr sehr erleichtert. Dieses Ergebnis tritt aber nur ein, wenn zugleich alle Rollenerwartungen unterdrückt werden; dieses Ergebnis will die ~-Lehre bzw. deren Vertreter überraschenderweise verhindern. Sie fordern daher keine konsequente Erziehung, die evtl. genetisch fundierte je nach Geschlecht unterschiedliche Haltungen oder Verhaltenstendenzen zu kupieren hätte, sondern vielmehr deren Verstärkung durch »Berücksichtigung«. Die ~-Lehre, welche vielerorts (z.B. Österreich) faktische Staatsdoktrin ist, ist gegen die industrialisierungsbedingten, durch die Arbeiterbewegung erkämpften Gleichheitsfortschritte der Geschlechter entstanden, welche sie seit Schwächung und Zusammenbruch der Arbeiterbewegung durch strukturelle Arbeitslosigkeit, wie sie ein hoher Stand der Technik bei Fortbestand des Privatbesitzes der Produktionsmittel statt Arbeitszeitverkürzung mit sich bringt, rückgängig zu machen sucht. Sie ist eng mit dem sog. Feminismus verbunden oder fällt mit ihm zusammen.

 

Zur Illustration: Wahlplakat NRW Mai 2012

(Hinter der Zweideutigkeit lauert die Eindeutigkeit – nur für Kenner des ~wahns!)



 
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