Reserverad: In Kraftfahrzeugen mitgeführtes Ersatzrad (zum Fahrzeugtyp passender Reifen mit Felge), welches auf der Fahrt untauglich gewordene Räder ersetzen soll. Seine Mitführung war lange Zeit aus naheliegenden Gründen vorgeschrieben und ist es teilweise noch immer; zum Zwecke der Mobilitätseinschränkung der Bevölkerung, besonders hinsichtlich individueller Freizeit- und Urlaubsunternehmungen, werden die entsprechenden Vorschriften jedoch fortschreitend abgeschafft, im Widerspruch zu den verbreiteten diesbezüglichen Vorwänden jedoch nicht für Polizei- und Militärfahrzeuge.
     Der Gewichts- oder gar Platzvorwand ist dabei wegen seiner groben Unangemessenheit eher zu vernachlässigen; sein suggestiver Bezug auf das Schwinden der Erdölvorräte, die natürlich durch die weltweit steigende Menge der Fahrzeuginhaber sowohl aufgrund steigender Produktivkräfte insbesondere in China und Indien sowie der Bevölkerungsexplosion extrem beschleunigt wird, wird durch das völlige Fehlen aller Anreize und Appelle zur Geburtenkontrolle entwertet. Schwerer zu durchschauen ist der beliebte Hinweis auf »Statistiken der Autoindustrie«, welche die neuerliche erhebliche Seltenheit von Reifenpannen belegen sollen; denn sie basieren ausschließlich auf Labormessungen von Materialermüdung, auf welche im Gegensatz zu auf der Fahrfläche liegenden Gegenständen, verdeckten Unebenheiten auf unbefestigten Wegen etc. nur ein sehr geringer Prozentsatz der tatsächlich eintretenden Reifenpannen unserer Zeit zurückgeht. Die Propaganda versteigt sich daher sogar zu der Analogisierung einer Mitführung von ~ern und Steuerungssystemen, welche angeblich im Laborversuch die gleiche Materialermüdungsrate zeigen, obwohl diese im Gegensatz zu ~ern von Laien im alltäglichen Bedarfsfall nicht eingebaut werden könnten. Aus diesem Grunde ist auch die Ermittlung der in der Wirklichkeit vorkommenden statt im Labor simulierten Reifenpannen sehr schwierig, da sie gewöhnlich nicht gemeldet werden, was bei der Notwendigkeit des Hinzuziehens von Fachkräften viel wahrscheinlicher wäre.
     Als Übergangsmaßnahme zum flächendeckenden Entzug der ~er aus Privatfahrzeugen wurde und wird in diese häufig vom Hersteller ein weitgehend untaugliches "Conterganrad" eingelegt, welches nur für kurze Strecken mit herabgesetzter Geschwindigkeit benutzt werden kann. Besonders Urlaube, die gewöhnlich sowohl überdurchschnittlich lange Fahr- und damit Risikostrecken beinhalten wie auch überdurchschnittlich oft an Wochenenden beginnen, werden dadurch tendenziell empfindlich geschädigt.

 

Literatur: Fritz Erik Hoevels: Vorsicht, Scheiße im Kofferraum! – Das Conterganrad. KB 119


 

Bild eines vor wenigen Wochen auf einer süddeutschen Autobahn durch niederfallenden Unfallschrott des Vordermanns am Freitag den 15.7. um 22:30 zerstörten Vorderrades. Der ohne Ausweichmöglichkeit geschädigte Fahrer, der nun plötzlich ein Reserverad brauchte, und dessen Fall in der famosen "Statistik der Autoindustrie" natürlich so wenig auftauchen kann wie Zehntausende Parallelfälle, war glücklicherweise KETZERBRIEF-Leser und hatte schon vor Jahren die dort verbreiteten Ratschläge ernstgenommen; daher enthielt sein Kofferraum keinen Conterganreifen mehr, sondern das benötigte vollwertige ~.




 
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